Nach der Therapie

Mit therapeutischer Unterstützung kann es möglich werden zu erfahren, dass es nichts im Innenleben (der Psyche, dem Geist, der Seele oder wie immer man es nennen will) gibt, vor dem man Angst haben müsste.

Wenn man diese Erfahrung gemacht hat, braucht man den Therapeuten nicht mehr. Man hat viel davon erkannt, was man im Leben alles tut, um vor sich selbst wegzulaufen, man merkt wann solche Mechanismen einsetzen und man weiss was zu tun ist. Wenn man in schwierigen Umständen in die eine oder andere Form von emotionaler Bedrängnis gerät, weiss man sich selbst zu helfen.

Das Anwenden von nach innen gerichteter Wahrnehmung und Aufmerksamkeit auch nach der Therapie ist eine effektive Psychohygiene, eine Möglichkeit, um frühzeitig zu merken wenn sich wieder etwas anstaut und dann zu wissen, wie damit umgehen.
Es kann immer mehr dazu führen, zu erleben, dass man nicht von seinen Gefühlen hin- und hergeworfen werden muss, wie ein Blatt im Wind, sondern dass man sie besser einfach wahrnehmen, sie einfach da sein lassen und besser sie sich wieder beruhigen lassen kann, ohne etwas tun zu müssen. So können die Emotionen nicht aus dem Untergrund heraus wieder Symptome entstehen lassen.

Da meditative Techniken ebenfalls die Aufmerksamkeit in den Vordergrund stellen, eignet sich die genannte Art der Behandlung  und Umgangsweise mit sich selbst gut als Grundlage für eine meditative Praxis.
Der Unterschied zu meditativer Praxis ist fliessend. Zu Beginn und im Laufe der Behandlung wirkt die Aufmerksamkeit in Richtung Öffnung für vom Bewusstsein fern gehaltenes und es geht darum, möglichst nichts mehr zu unterdrücken, sondern offen zu sein für alles, was es im Innenleben gibt und das Unangenehme zu verdauen.
Mit dieser offenen Grundhaltung ist die Basis für eine meditative Praxis gut gegeben. Auch und vor allem deshalb, weil es ohne diese Haltung zu Beginn, manchmal über lange Zeit und –  ohne Korrektur – vielleicht fortwährend passieren kann, dass Meditation als neue und trickreiche Technik des inneren Aufpassers fungiert. Das sieht dann so aus, dass derjenige, dem das passiert – ohne es zu registrieren – mithilfe der Meditation einen bestimmten angenehmen Zustand sucht und an diesem festhält. Dies kann sich dann durchaus zeitweise gut anfühlen, ist aber letztlich nur eine Form der Abwehr unangenehmer Teile des Innenlebens. Wirkliche spirituelle Praxis ist es nicht. Erkennbar ist dies daran, dass sich im Leben nichts ändert. Echte spirituelle Praxis hingegen führt zu deutlichen Veränderungen im Leben, da sie ebenfalls eine absolut offene Haltung voraussetzt und nichts unterdrückt wird. In der Meditation geht es eben darum, absichtslos offen zu sein, alles, was sich der Wahrnehmung zeigt, uneingeschränkt und ohne Bewertung einfach so sein zu lassen wie es ist und dadurch mit der Zeit der Erfahrung des natürlichen Zustandes des Geistes (der Psyche, der Seele) näher zu kommen.

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